Auf Grund des gesteigerten Bedarfs an Bildwiedergabeflächen in Hörsälen sind in den letzten Jahren vermehrt Installationen mit zwei Projektionssystemen zur Ausführung gekommen.

Diese sind in der Regel mit zwei Projektionssystemen gleich großer projizierter Bilder so ausgeführt, dass die Bilder nebeneinander an der Frontwand des Hörsaals wiedergegeben werden.

So können Präsentationen aus bildgebenden Quellen wie PCs, Laptops und Smartpads parallel zu einem handschriftlichen Anschrieb gezeigt werden, der von einer Lesekamera am Vortragspult herrührt.

Hierbei wurden bei analogen Systemen und Auflösungen von 1024×768 Bildpunkten (Bildformat XGA) im Seitenverhältnissen von 4:3 (Breite zu Bildhöhe in m) und abhängig von der Hörsaalgröße Abbildungsformate bis zu 12m Bildbreite realisiert.

Allerdings musste bei der realisierbaren Bildbreite im Hörsaal darauf geachtet werden, dass der max. seitliche Betrachtungswinkel für alle Anwesenden nicht größer als 45° wurde. (s. DIN 19045-1; Teil 3.2.6). Von ungenügender Seiteneinsicht waren vor allem seitliche Plätze in den ersten Sitzreihen betroffen.

Mit der Einführung von digitalen Bildformaten in einer Auflösung von 1920×1200 Bildpunkten (Bildformat WUXGA) und vor allem einem Seitenverhältnis von 16:10 verschärft sich die Situation.

Um die höhere Auflösung der Bilder vollumfänglich im Hörsaal einsetzen zu können, müssten die Betrachtungsentfernungen bei gleicher Bildhöhe ca. halbiert werden. Dies würde automatisch zu Nutzungsproblemen an den Hochschulen führen, weil pro Veranstaltung nur noch gut die Hälfte der Anwesenden eine genügend große Bildwiedergabe zur Verfügung hätten. Die Kapazität der Hörsäle würde reduziert werden müssen. Aus diesem Grund werden Bilder in voller HD-Auflösung in den meisten Hörsälen nicht zum Einsatz gebracht, d.h. die Präsentationen und Folien weisen in etwa eine gleiche vertikale Auflösung auf. Dies ist der Grund, warum im Hörsaalbetrieb Systeme mit einer Auflösung von ca. 1200×800 Pixeln (Bildformat WXGA) weiterhin zum Einsatz gelangen.

Sorgen bereitet dagegen die im 16:10 Format gegenüber dem 4:3 Format gestiegene Bildbreite! Die Bilder gleicher vertikaler Auflösung und gleiche Bildhöhe sind pro Bild breiter als bisher.

Ganz konkret- Während das Bild früher nur 33% breiter als hoch war, ist es jetzt 60% breiter als hoch. Was bei einer einzelnen Projektion im Hörsaal noch realisierbar wäre, wird zunehmend ein Problem bei Einsatz von Doppelprojektionen, da jedes der beiden Bilder um den Prozentsatz steigt. D.h. ein Bildwiedergabefeld mit zwei Projektionsbildern mit 3m Bildhöhe wächst von 8m Breite auf 9,60m Breite. Dies ist ein Zuwachs um 20% gegenüber dem herkömmlichen Format.

Shared Space als Lösung

Untersucht man die üblichen Grundrisse für Hörsäle, erkennt man schnell, dass diese Ausdehnung der Bildbreite nicht mehr ohne Verlust von weiteren Sitzplätzen zu realisieren ist. Um dies zu vermeiden, müssen andere Wege für die Bildwiedergabe im Hörsaal realisiert werden.

Eine erfolgreiche Lösung stellt der Weg dar, die einzelne Bildwiedergabe beider Projektionssysteme nebeneinander aufzulösen und die max. vorhandene Projektionsfläche neu gemeinsam für beide Bildsignale zu nutzen. Hierzu werden im ersten Schritt zwei Projektionssysteme  so nebeneinander montiert, dass ihre Bildwiedergabefläche sich teilweise in der Mitte überlappen, aber die gesamte mögliche Bildbreite ausfüllen. Im zweiten Schritt werden Bildprozessorsysteme eingesetzt, die folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Die Überlappungszone kann in einem „Edge Blendig“ Verfahren so eingestellt werden, dass beide Projektionsflächen nahtlos und unsichtbar ineinander übergehen.
  • Anliegende Quellensignale von elektronischen Bildgebern (PC-Systeme, Laptops, Pads, Kameras) können frei in Lage und Größe auf der gemeinsamen Bildfläche positioniert werden.
  • Einmal eingestellte Verhältnisse von Lage und Größe verschiedener Quellensignale können per Preset in deren Einstellungen ohne Verzögerung aufgerufen werden.

Dieses Vorgehen entspricht einem „Shared Space“ für Bildsignale im Hörsaal und hat vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zur Folge. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf einer solchen Fläche ca. 3300×1200 nutzbare Bildpunkte zur Verfügung stehen. So können nicht nur zwei Bildsignale mit unterschiedlicher Größe gleichzeitig wiedergegeben werden, sondern auch die Positionierung mehrerer kleinerer Bildsignale und auch die Wiedergabe von verschiedenen Bildformaten werden möglich. So könnte z.B. nebeneinander ein vollauflösendes 16:10 Bild im HD-Format abgebildet werden und auf der Restfläche (nahezu quadratisch) könnte der Anschrieb von der Lesekamera in einem von der Overheadtechnologie vergangener Tage bekannten nahezu quadratischen Format wiedergegeben werden. Auch die zentrale Positionierung, wenn nur ein Bildsignal wiedergegeben werden soll (Filmwiedergabe) ist per Knopfdruck zu realisieren.

Dies alles stellt einen Zugewinn für den Hörsaal der Zukunft dar, da verschiedene Medienträger (SmartPads, Smartphone, Displayanzeigen von Geräten) nebeneinander in wählbaren Abbildungsgrößen dargestellt werden können.